Na ihr Süßen,

wer die Partei „Die PARTEI“ kennt, weiß Bescheid: Wir machen Turbopolitik. Sind immer up-to-date und kommen als Erste. Wir sind gegen Speedlimits, verkehrsberuhigte Zonen und Poller.
Wie passt das hier rein? Ich werde es euch sagen:

Es gibt etwas, das diese Ziele ausbremst und generell eine Gefahr für das „Schneller“ „Höher“ und „Weiter“ ist:
Marihuana, Graß, Cannabis, Haschisch, Dope.

Erhöhte Geschwindigkeit ist laut dem Verkehrsunfallbericht 2016 die Hauptunfallursache auf deutschen Straßen. Und damit das auch so bleibt, muss man besonders den THC-Wert im Blut der Autofahrer weiterhin möglichst niedrig halten.

Denn: Ein bekiffter Autofahrer fährt im Schnitt 10km/h weniger als die Geschwindigkeitsbegrenzung vorgibt und wo kommen wir denn da hin, wenn jeder zweite Autofahrer entspannt durch die Gegend tingelt und übervorsichtig um die Ecke schleicht?

Nein, wir brauchen den Autofahrer, der sich was traut, der in 30er-Zonen mindestens 70 km/h fährt. Woher sollen sonst die Einnahmen kommen, die durch Blitzer generiert werden?
Sonst bräuchten wir ja auch nicht die 30 neuen Blitzer, die wir von der Partei die PARTEI fordern, aufzustellen, um die Sanierung der Radwege zu finanzieren. Das wäre mit durch die Gegend dümpelnden und sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen haltenden Autofahrern totaler Irrsinn!

Genau deshalb gibt man diesen Autofahrern auch schon nach maximal einem Monat den Führerschein zurück, nachdem sie mit Alkohol im Blut erwischt wurden. Auf der anderen Seite reicht schon ein Nanogramm THC pro Milliliter um selbst Gelegenheitskiffer in ein monatelanges Verfahren zu stürzen – wer zu langsam fährt, muss schließlich ein Idiot sein! (GOA GOA MPU, ja)

Kiffern fehlt einfach die nötige Risikobereitschaft; sie sind zu wenig aggressiv und können auch bei der Rushhour schlicht und ergreifend nicht mithalten. Da kommt man nur mit dem nötigen Grad an Gereiztheit weiter, hektisches Hupen und dreistes Drängeln sind Voraussetzung dafür, dass der Straßenfluss zu diesen Zeiten effektiv bleibt – Vorsichtige Trantüten will wirklich keiner vor sich haben.

Es ist also richtig, an dieser Null-Toleranz-Grenze für THC festzuhalten, auch wenn echte Experten längst anderer Meinung sind.

Mehr Cannabis im Straßenverkehr soll nicht schädlich sein? Das kann doch gar nicht sein, dieser neuzeitlichen Wissenschaft kann man nicht vertrauen.
Ein Hoch auf die alten Damen und Herren, seien es Politiker oder Richter, die wissen, was richtig ist, ohne sich dabei von wissenschaftlich fundierten Fakten unnötig verwirren zu lassen – Das nenne ich Eier aus Stahl! Irgendjemand muss uns ja zu schützen wissen.

Sie entscheiden ganz im Sinne der fachkundigen Bundesdrogenbeauftragten Marlene Mortler, die ebenso durch simple Logik zu überzeugen weiß, wenn es um die Legalisierung von Cannabis geht. Warum ist sie gegen eine Legalisierung der Droge?

Die Antwort ist denkbar einfach: “Weil es illegal ist.”

Genau! Warum? Darum! Verständlicher kann man es wohl nicht erklären.
Immerhin hat sie mit dieser Argumentationsstruktur den Grundstein gelegt, der auch jetzt noch die Basis jeglicher mit Cannabis verbundener Entscheidung zu bilden scheint.
Denn wie man jüngst aus der Presse entnehmen konnte, setzt auch das OLG Karlsruhe nach wie vor auf kühne Ahnungslosigkeit und postfaktische Argumentation, wenn es um die umstrittenen Grenzwerte von THC beim Autofahren geht.

Cannabis MUSS von der gesellschaftlichen Fahrbahn verdrängt werden und gehört auf den Autofriedhof, denn das, was uns beim Autofahren schon stört, wird im Alltag nur noch schlimmer: Wer kann es sich denn bitte leisten, mit entspannten Menschen zusammen zu arbeiten? Wer möchte jemanden vor sich an der Kasse haben, der alle Zeit der Welt hat, jeden Cent ein zweites Mal umzudrehen?

Oder schlimmer: in tausend Taschen suchen muss und dabei noch debil kichert und sich NICHT in Grund und Boden schämt?

Wir brauchen doch die Hektik! Wir brauchen den Druck, nie genug Zeit zu haben!

Das gesamte Erleben der Arbeitswelt baut schließlich darauf auf:
Wir jagen das Burnout und suchen den Stress – daran wird immerhin Produktivität gemessen. Deshalb erkennen wir auch nur Substanzen als Alltagsdrogen an, die diesen Lebensstil unterstützen.

Müde? Kein Problem, wenn Koffein im Kaffee nicht mehr reicht, dann eben schnell einen Energy Drink hinterher kippen.
Die daraus resultierenden Schlafstörungen bekämpft man dann wiederum mit legalen Schlafmitteln, das geht leicht.
Beruhigend wirkt ja außerdem die Zigarette. Um Zeit zu sparen, raucht man die auch am besten gleich zum Kaffee dazu. Diese kleinen alltäglichen Rituale haben ihren festen Platz in der Gesellschaft – und das mit Recht, wie besonders im Vergleich zu Cannabis deutlich wird.

Diese feinen Unterschiede zwischen legalen und illegalen Drogen hat auch Marlene Mortler verstanden. Deshalb erkennt sie Alkohol als einen essentiellen Teil unserer Gesellschaft an, der beim Feiern einfach nicht wegzudenken ist – Trinken ist doch schließlich auch ganz und gar harmlos, oder nicht? Was bedeutet schon die Minderung der Leistungsfähigkeit des Gehirns, wen stören dauerhafte körperliche Schäden; und zunehmendes Aggressionspotential und steigende Gewaltbereitschaft? Das kann doch nie schaden!

Anders verhält es sich da mit Cannabis – das darf auf keinen Fall verharmlost werden. Diese Angst treibt das Tun der Drogenbeauftragten immer noch an. Genau deshalb wollen wir ihr jetzt unter die Arme greifen, wenn sie sagt, dass ihr Schwerpunkt in der Drogenpolitik zu 80% in der Sensibilisierung der Bevölkerung für legale Drogen liegt. Die anderen 20% gelten der Ignoranz in der Legalisierungsdebatte um Cannabis.

Einige mögen jetzt vielleicht sogar denken, dass Cannabis das kleinere Übel ist – aber wie kann das sein, schließlich ist diese Droge doch illegal! Macht sie das nicht automatisch gefährlicher als Alkohol, Tabak und Co.?

Marlene Mortler würde nun wahrscheinlich einfach “Ja!” sagen. Aber wir müssen uns dieser Ignoranz verweigern und dürfen ein „Ich habe das so vorgefunden“ nicht gelten lassen, wenn wir der Wahrheit ins Gesicht blicken, … damit wir mutig sein können, wo es die CSU und diese Frau, deren Name schon wie ein Albtraum aus “Der Herr der Ringe” klingt, nicht sind. Wir müssen das riskieren, was sich sonst niemand traut:

Seien wir mutig und riskieren ruhiges Autofahren!
Seien wir mutig und riskieren entspanntes Arbeiten!
Seien wir mutig und geben wir der Gelassenheit eine Chance!
Sagen wir: Ja zu Drogen! Nein zu Drogen!
Ja zu Cannabis! Nein zu Mortler!