Kleine Parteien und deren Kandidaten stoßen überall auf viel Interesse, sind die Personen und ihre Geschichten doch meist unverbrauchter als die ewig gleichen Gesichter von CDU und SPD. Doch, Moment … überall? Zumindest auf Hannover scheint das nämlich nicht zuzutreffen. Dabei kandidieren genau hier, in der schönsten aller Landeshauptstädte, zwei Direktkandidaten, die schon im Vorfeld für viel Furore gesorgt haben. Es wird also höchste Zeit, diese höchst lückenhafte Berichterstattung mit einem höchst investigativen Interview zu vervollständigen!
Julian Klippert, Direktkandidat für den Wahlkreis Stadt Hannover II (WK 42).
Herr Klippert, als Vertreter einer sogenannten “Kleinstpartei” haben Sie faktisch keine Chance, als Direktkandidat in den Bundestag einzuziehen. Wieso kandidieren Sie trotzdem?
Zunächst einmal ist das Ihre Meinung, die ich akzeptiere, aber nicht teile. Unser Wahlziel ist immer 100%+X. Ich sehe da also durchaus noch Luft nach oben. Außerdem hat meine Wahl in den Stadtrat letzten Herbst schon gezeigt, dass die größten Mauern die Mauern in unseren Köpfen sind. Und mit Mauern kennen wir uns aus, wir sind schließlich eine mauerbauende Partei.
Wie nehmen Sie den Wahlkampf derzeit wahr, erfahren Sie Zuspruch auf der Straße?
Tatsächlich bekommen wir viel Zuspruch. Ich fürchte allerdings, dass das nur zum Teil unser Verdienst ist. Die anderen Parteien sind einfach zu belanglos und austauschbar geworden, da fetzt alles Innovative automatisch mehr. Das ist wahrscheinlich auch das Geheimnis des Erfolgs dieser Kopfschmerz verursachenden FDP Strategie. Schrecklich populistisch! Und diese beißenden Neonfarben erst! Aber keine Sorge, wir waren und werden immer populistischer sein als die anderen!
Fragt man Vertreter der Partei Die PARTEI nach den politischen Inhalten, bleiben Sie immer sehr vage. Auch Ihr Programm ist recht kurz und dürftig gehalten. Möchten Sie sich einfach nicht festlegen, oder brauchen Sie den “Easy Way Out”?
Ich finde, diese Frage könnten Sie genauso gut jedem anderen Kandidaten stellen, selbst Flinten-Uschi. Unser Programm mag kurz erscheinen, aber streichen Sie doch mal sämtliche Füllwörter aus den Wahlprogrammen der anderen Parteien. Ich denke, dass man mit dieser Methode deren Programme problemlos auf 10% des Ursprungsumfangs zusammenschrumpfen könnte. Wir sind eine Qualitätspartei, keine Quantitätspartei!
Herr Klippert, wofür würden Sie sich einsetzen, gesetzt den Fall, Sie ziehen in den Bundestag ein?
Zunächst einmal setze ich mich dafür ein, dass unsere Kinder es einmal besser haben werden. Also vor allem mein Kind. Und dass die Renten steigen. Also vor allem meine. Mit dem Einzug in den Bundestag hätte ich das auf jeden Fall schon geschafft. Davon abgesehen würde ich es wohl ähnlich halten wie im Rat der Stadt Hannover. Ich und meine Fraktion haben hier schon einige sehr gute, realpolitische Anträge eingebracht und einige klassisch-satirische. Behandelt wurden beide seitens der anderen Fraktionen gleich. Ich weiß nicht, wie ich das finden soll, aber ich denke, ich entscheide mich für: lustig!
Zur Person: Julian Klippert, 29 Jahre, ehemaliger Comic-Buch-Verkäufer im Comix am Steintor. Wohnhaft in Hannover-Vahrenwald. Seit Herbst 2016 Vollzeitpolitiker und Chef, Ratsherr der Stadt Hannover, Fraktionsvorsitzender, Mitglied der Ratsversammlung, Regionsabgeordneter und Gruppenvorsitzender in der Region Hannover, erster Vorsitzender des KV Hannover, Mitglied im Landesvorstand Niedersachsen. Seit Januar Vater eines Sohnes.