(Neue Presse vom 23.10.2017)
Was haben wir uns bemüht, ein realpolitischer Änderungsantrag! Die FRAKTIONS-Wellen kochten hoch: es ging schließlich um Literatur! Bürgerbeteiligung ja – aber wie weit darf die gehen? Ein Votum, Quantität, Qualität? Bei weitem nicht jeder Bestseller ist schließlich auch literarisch wertvoll!
Am Ende stand er dann, unser Änderungsantrag zum Literaturpreis. Und weil wir den Namen unglaublich spröde fanden, “Literaturpreis der Stadt Hannover” – come on, damit holt man doch echt niemanden ab! – haben wir uns einen Namen ausgedacht, der bei älteren Herren im Sessel vorm Kamin mit Monokel im Auge bestimmt gut ankommt:
LHHesenswert.
Im Kulturausschuss wurde die Ursprungsdrucksache, der Änderungsantrag der Hannoveraner (auch die waren für mehr Bürgerbeteiligung und fanden den Jury- Prozess recht intransparent) und unser Änderungsantrag dann auch besprochen. Es war ein weiteres Paradebeispiel der hannoverschen Kommunalpolitik.
Die Ampel, allen voran die SPD findet eigentlich grundsätzlich alle Vorschläge aus der Verwaltung super, und wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen, auch nur minimale Änderungen vorzunehmen. Vor allem, wenn diese Vorschläge zu Änderungen aus der Opposition kommen. Dann braucht es schon Petitionen und Aufschreie aus der Bevölkerung, damit auch der 150 Jahre alte Soze sich mal etwas bewegt (Stichwort: Fössebad). Wir waren also mehr als gespannt, schließlich war unser Antrag sehr gut.
Am Ende standen wir allein auf weiter Flur und waren zusammen mit dem rechten Flügel (= Die Hannoveraner) für transparentere Prozesse und mehr Bürgerbeteiligung. Danke, Ampel!
Achtung, es folgt der erste offizielle FRAKTIONS-Leak:
Als wir dann die Zeitung gelesen haben, waren wir aber verwirrt. Waren wir überhaupt da? War unser Antrag nur ein (sehr guter) Traum? Gab es nicht Diskussionen um unseren Namensvorschlag? Wurde unser Antrag nicht generell auch diskutiert? Und warum war Gardemin so knatschig?
All diese Fragen wurden weder in der HAZ, noch in der NP beantwortet (BILD haben wir gerade gecheckt, dort wurde der Literaturpreis nicht einmal erwähnt).
Der „Literaturpreis der Stadt Hannover“ muss jetzt noch durch den Verwaltungsausschuss und ist dann beschlossen.
*Marcel Reich-Ranicki am 09.12.1991 im Literarischen Quartett