Anlässlich der letzten regulären Ratssitzung vor der Kommunalwahl im September haben wir es uns nicht nehmen lassen, die vergangen fünf Jahre lokalpolitisch zu resümieren:
Sehr geehrter Oberbürger*innenmeister,
liebe Kolleg*innen
was hat Hannovsie in den letzten 5 Jahren nicht für Geld in die Hand genommen, um Mensch, Daten und Verkehr intelligent zu steuern – doch wo man hinsieht: Stau!
Nicht erst seit der Sperrung der Hochbrücke, was, wie wir von unseren Provinzparteien wissen, nur Elitäres Gehabe ist, staut es sich:
Vor der Ausländer*innenbehörde: Stau!
Vor der KfZ-Zulassungsstelle: Stau!
Vorm Bürger*innenamt: Stau!
Auf den sog. Problemplätzen: Stau, aber immerhin Alkohol!
In den Schulen: gestaute Luft!
Auf Hannover.de: 01110011 01110100 01100001 01110101
CO2 in der Luft: Staut sich!
In den 5. Klassen auf dem Gymnasium: Stau!
Die Ampel gilt auch heutzutage immer noch als state-of-the-art-Verkehrslenkungsmechanismus. Aber, schaut man den Fakten ins Gesicht kommt man nicht umhin sich zu fragen: Ist eine Ampel denn wirklich noch zeitgemäß?
Lassen Sie mich einmal ganz ohne Denkverbote brainstormen:
Denn es gibt moderne Lösungen der Verkehrslenkung, die im Gegensatz zur Ampel zum Beispiel ganz ohne Strom und teuren Verkehrscomputer im Hintergrund auskommen:
Der Kreisverkehr zum Beispiel ermöglicht, erst einmal in Ruhe zu überlegen, ob man wirklich sofort raus möchte, oder nicht doch eine andere Ausfahrt nimmt. Man kann in Ruhe alle Möglichkeiten sondieren, während man gemütlich im Kreis fährt.
Toll!
Bei Ampeln hingegen sorgen bereits die Farben für schlechte Laune:
Leuchtet die Ampel plötzlich gelb, müssen alle auf die Bremse treten. Ärgerlich!! Und steht sie dann auf Rot, heißt das: Stillstand, während alle anderen an einem vorbeiziehen! Schlimmer sogar: zu lange Rot-Phasen machen erwiesenermaßen richtig aggressiv! Und stellen sie sich vor, wenn seit über 75 Jahren die Ampel auf Rot steht, dann blinkt es zusätzlich mal grün und dann auch noch gelb. Das kann nicht gut für unsere Stadt sein!
Das Reißverschlusssverfahren hat sich auch seit Jahren bewährt, aber auch hier kommt niemand alleine ans Ziel: das Gegenüber möchte miteinbezogen werden, Rücksicht muss großgeschrieben werden, nur so läuft es flüssig!
Auch experimentelle Flächen kommen ganz ohne Ampel aus: in Spielstraßen zum Beispiel müssen die blöden, alten Spielverderber*innen draußen bleiben! Hier zählt endlich mal das Recht des Kleineren. Toll!
An Zebrastreifen lässt sich die Straße bequem überqueren, ganz ohne störendes Lichtsignal. Man muss nur die Augen offenhalten!
Schranken sagen hingegen: Halt Stop! Für dich geht es hier nicht weiter! Sie funktionieren also wie eine Ampel, können sich im Gegensatz zur Ampel aber öffnen und lassen dann alle gemeinsam durch.
Auf der Autobahn braucht man gar keine Ampeln, aber Autobahnen gar Radbahnen sind lokal in Hannovsie nicht umsetzbar. Schade!
Ein grüner Pfeil an der Ampel ist das schönste, was einem passieren kann: quasi ein Freifahrtschein, denn man darf weiterfahren und sein Ding machen, ganz egal welche Farbe die Ampel gerade anzeigt und wie sehr sie einen sonst ausbremst!
Wir merken: Eine Ampel ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Einst vereinzelt notwendigerweise eingesetzt, ist sie jetzt ein bremsendes Massenphänomen. Schon lange verlässt man sich nicht mehr blind auf sie – man schielt um die Ecke, prüft neue Ideen, wünscht sich einen Weg, der sie elegant umgeht.
Vielleicht schauen wir in Zukunft vorher aufs Navi, auf unseren Kompass – und lassen uns einen Weg beschreiten, der uns an alldem Festgefahrenen gelassen vorbeiziehen lässt. Gemeinsam auf Augenhöhe. Der Stadt wäre es zu wünschen.